
14. FSS Security Talk | Versorgungssicherheit, 4. September 2023
Der Wohlstand und die Versorgungssicherheit der Schweiz sind sehr eng mit globalen Lieferketten verknüpft. Kriege, Konflikte, Katastrophen, Unfälle, und andere «Ereignisse» können Lieferketten schlagartig beinträchtigen oder sogar vollends unterbrechen. Die Folge sind Lieferengpässe, Warenknappheit und steigende Preise. Die Folgen einer Abhängigkeit von einzelnen Herstellerländern und -firmen zeigt sich derzeit insbesondere Medikamentenbereich, wo seit Jahren Medikamente knapp geworden sind oder ganz fehlen, weil die meisten medizinischen Grund- und Wirkstoffe nur noch in China oder Indien hergestellt werden. Aus diesem Grund haben Länder wie die USA oder Frankreich begonnen, die Produktion von medizinischen Grundstoffen wieder ins eigene Land zu holen.
Unter den Stichworten «De-Coupling» oder «De-Risking» wird auch in anderen Branchen versucht, die Abhängigkeit, insbesondere von China zu reduzieren. Prof. Dr. Simon Evenett, Professor für Internationalen Handel und Wirtschaftsentwicklung an der Universität St. Gallen, zeigte in seinem Keynote-Referat jedoch auf, dass dieses «De-Coupling» oft nur auf dem Papier, nicht aber in der Realität geschieht. Gleichzeitig plädierte er dafür, Versorgungssicherheit nicht als Problem der Globalisierung, sondern als Beschaffungsproblem zu sehen. Die Geschichte zeige, dass eine Öffnung nach aussen und eine weitere Diversifizierung deutlich erfolgreicher waren als Protektionismus.
Auch Dr. Hans Häfliger, der neue Delegierte des Bundes für wirtschaftliche Landesversorgung, betonte bei seinem ersten öffentlichen Auftritt die Bedeutung der Vorsorge. Gleichzeitig machte er klar, dass die Wirtschaft in erster Linie für die Landesversorgung zuständig ist und das BWL erst subsidiär eingreift. Es gibt in der Schweiz aber eine wichtige und eingespielte Zusammenarbeit zwischen der Privatwirtschaft und ausgewählten Behörden und Branchen-Fachleuten. Ein Beispiel ist das System der Pflichtlagerhaltung, das auch im Ausland auf grosses Interesse zu stossen scheint.
In der anschliessenden, höchst spannenden Podiumsdiskussion kamen neben Dr. Hans Häfliger weitere ausgewiesene Fachleute zu Wort: Martine Ruggli, Präsidentin, Schweizerischer Apothekerverband pharmaSuisse, Dr. Alexander Muhm, neuer Leiter Güterverkehr und Mitglied der Konzernleitung, SBB AG, sowie Rainer Deutschmann, Leiter Direktion Sicherheit & Verkehr beim Migros-Genossenschaftsbund. Diskutiert wurden drei zentrale Themen: «Globale Lieferketten und Versorgungssicherheit», «Brennpunkt Medikamentenversorgung» sowie «Krisenmanagement und Massnahmen zur Erhöhung der Versorgungssicherheit».
Die aufschlussreichen Erkenntnisse des Panels, verfolgt von rund 90 interessierten Teilnehmenden, finden Sie in unserem ausführlichen Fazitbericht.
Das Programm zum Anlass finden Sie hier.
Fotogalerie:
(Fotografin: Monika Flückiger)